![]() Als man es erfuhr, wusste man wieder, warum man nie, niemals in Frankfurt an der Oder leben wollte. In dieser abgehängten Stadt im äußersten deutschen Osten, wo an einem warmen Junitag des Jahres 1999 die Wohnungstür hinter sich zuschloss, um zu ihrem neuen Freund zu ziehen. Ihre Kinder sich selbst überlassend, die gerade mal zwei und drei Jahre alt waren. Acht Päckchen Orangensaft und eine Tüte Apfelsaft waren für Kevin und Tobias erreichbar. Die Kinder, hat die Gutachterin damals vor Gericht gesagt, müssten große Angst gehabt haben. Verdursten sei ein langer, qualvoller Tod. ![]() ![]() Ertrinken ist auch ein qualvoller Tod. Robert Farquharson lud am Abend des 4. September 2005 seine drei Jungs ins Auto, die ihn am Vatertag besucht hatten. Als er sie zu seiner geschiedenen Frau zurückbringen sollte, kam sein Wagen vom Highway ab, durchbrach einen Zaun und versank in einem Baggersee. ![]() Die Kinder starben. Der Vater rechtfertigte sich damit, einen Hustenanfall gehabt zu haben und am Steuer ohnmächtig geworden zu sein. „Jeder Fremde hat ein gebrochenes Herz“. Wurde zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt, Farquharson am Ende eines quälend langen Indizienprozesses wegen vorsätzlichen Mordes zu dreimal lebenslänglich. Über den Frankfurter Fall hat Aelrun Goette den preisgekrönten „Die Kinder sind tot“ gemacht. ![]() 3 SöhneÜber den australischen Fall hat Helen Garner ein preisgekröntes Buch geschrieben: „Drei Söhne“. Die beiden Fälle gehören in ihrer Wirkung auf uns, die vermeintlich Unbeteiligten, zusammen. Wenn wir anfangen, uns Kevin und Tobias in der Wohnung vorzustellen, versucht das Herz sofort, den Verstand abzuschalten, weil der Schmerz unmittelbar und unerträglich ist.
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March 2019
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