Jokob Preuss ist Filmemacher. Er dreht eine Dokumentation über die Flüchtlingssituation an Europas Außengrenzen. In Marokko lernt er Paul Nkamani kennen. Paul, ein sympathischer junger Mann aus Kamerun, hat einen großen Traum: Er will nach Europa, obwohl er weiß, wie beschwerlich und aussichtslos der Weg ist. Hoffnung auf politisches Asyl kann er sich kaum machen, er will einfach ein besseres Leben. Über zwei Jahre lang begleitet der Regisseur Jakob Preuss den flüchtenden Paul von Marokko über Spanien bis nach Deutschland. Das Schöne an seinem Dokumentarfilm ist die aufrichtige, niemals idealisierende Beobachtung. Wir sehen Pauls Ungeduld, seine nicht zu erfüllenden Erwartungen an den Regisseur. Ohne Betroffenheitsgestus, aber mit Wärme und manchmal sogar mit Humor wird der Weg eines Flüchtenden nachgezeichnet, der unbedingt eine Chance nutzen will, die er nicht hat. Ursprünglich hatten der Filmemacher ( The Other Chelsea) und seine Produzenten Jonas und Jakob Weydemann einen anderen Film im Kopf gehabt. Es sollte schon um die Flüchtlingsfrage gehen, um FRONTEX und die Lage an den EU-Außengrenzen, doch die zufällige Begegnung mit dem Kameruner Paul änderte alles: Preuss traf ihn in einem Wald in Marokko nahe der spanischen Exklave Melilla, die von einem meterhohen Zaun vor dem Zustrom der Migrant_Innen aus Afrika abgeschirmt ist. Sie lagern im Umland Melillas in provisorischen Unterkünften, die fast immer streng nach Nationalität der Flüchtlinge sortiert und organisiert sind. Die Nigerianer, die Kameruner, jedes Land hat seine eigene kleine Zeltstadt errichtet. Hier warten sie darauf, dass es endlich losgeht. Paul, der schon über 3o Jahre alt ist - zumeist sind die Flüchtlinge jünger als er - ist ein netter, zurückhaltender und überkorrekter Mann. Buchtipps Für Das Osternest – Kummers KindergeschichtenAxel Milberg Im Interview: 'Borowski Ist Mir Näher Gekommen'Offen und bereitwillig erzählt er von seiner Odyssee, die ihn hierher brachte, weil er zuhause keine Perspektive mehr sah, als er wegen Intrigen und seiner Beteiligung an Protesten von der Uni flog. Anders als man das hier in Europa zumeist hört, bereitete er seine Flucht gen Norden heimlich vor, weihte seine Familie nicht ein, sondern machte sich einfach ohne Abschied auf den Weg. Ein Verhalten, das, wie der Regisseur in Filmgespräch bemerkte, ebenso häufig vorkommt wie das Klischeebild, das wir hierzulande im Kopf haben: Dass die Familie bewusst einen auswählt, der es in Europa schaffen soll, schaffen muss. Doch egal auf welche Weise man geht: Zurück will hier keiner. Denn die Chancen in ihrer Heimat auf anständige Weise etwas zu erreichen, gehen gegen Null. Weil die Reise aus seiner Heimat hier an den Nordrand des afrikanischen Kontinents viel teurer war als erwartet, ist Paul, als er dem Filmemacher aus Deutschland begegnet, schon eine kleine Ewigkeit hier: Das Geld für die Überfahrt hat er sich im nicht gerade wohlhabenden Marokko mühsam erarbeitet. Nun kann es jederzeit losgehen.
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March 2019
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